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Rahmenbedingungen
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Da (mit möglicher Ausnahme des Goldschatzes von Hiddensee) keine archäologischen Funde von der Seeschlacht von Svolder vorhanden sind (zumindest bisher nicht) und die schriftlichen Quellen für die Lokalisierung des Austragungsortes sich als wenig ergiebig erweisen, bleibt als wohl einzig brauchbarer Weg, der ein Vorankommen verspricht, eine Untersuchung der politischen und verkehrs- bzw. militärgeografischen Rahmenbedingungen der Schlacht.

Fast alle Quellen deuten darauf hin, dass die Schlacht im Jahre 1000 bei einer Insel vor der pommerschen Küste stattgefunden hat. Da die beteiligten Flotten vom dänischen Öresund (der Meerenge zwischen dem heutigen Dänemark und dem heutigen Schweden - im Norden etwa begrenzt durch die Verbindung Helsingoer - Helsingborg und im Süden durch die Verbindung Kopenhagen - Malmö) kommend vermutlich durch den Strelasund nach Wollin bzw. zurück gefahren sind, wollen wir uns auf dieses Gebiet beschränken.

Alle Quellen sagen übereinstimmend aus, dass die Schlacht in der Nähe einer Insel stattfand, die mit Svolder, Svoldr, Svold, Svoldroie o.ä. bezeichnet wird. Eine Quelle sagt aus, dass die Insel seitdem (also infolge der Schlacht) so genannt werde. Der Name muss also keine echte geografische Bezeichnung sein. Es gibt Hinweise darauf, dass "Svolder" zu übersetzen ist mit "Svante Wustrow", was wiederum "Heilige Insel" bedeutet - keine schlechte Bezeichnung für einen solchen Ort und zwar unabhängig davon, welchem Gott man huldigt.

Der Hinweis auf eine Insel ist zunächst nicht sehr hilfreich: Zwischen Wollin und der freien Ostsee westlich von Rügen zieht sich eine einzige Inselwelt hin: Usedom und Rügen, Hiddensee und Darss/ Bock/ Zingst, Dänholm und Ummanz sind die grössten bzw. bedeutendsten, dazu kommen Vilm und Ruden, Riems und Koos, Greifswalder Oie und noch einige mehr. Ergänzen kann man die Aufzählung durch mindestens zwei Halbinseln (Drigge und Lieper Winkel). Ausserdem waren Rügen und Usedom noch nicht wie heute überall durch Nehrungen verbunden, sondern z.T. einzelne Inselkerne.

Mit anderen Worten: Es wäre schwierig, in diesem Gebiet eine Seeschlacht zu führen, ohne in die Nähe einer Insel zu kommen. Deshalb also ist der Hinweis auf die Nähe der Insel so wenig nützlich.

Trotzdem lohnt das Gebiet eine nähere geographische Untersuchung, denn es sah vor 1000 Jahren deutlich anders aus, als heute:

Der wichtigste Unterschied scheint dem Verfasser in folgendem Umstand zu liegen:

Zwischen der Halbinsel Mönchgut im Südosten von Rügen und der Nordwestspitze von Usedom gab es damals noch eine Landverbindung. Es ist nicht ausgeschlossen, dass (mehr auf der Usedomer Seite) eine seichte Durchfahrt vom heutigen Greifswalder Bodden in die freie Ostsee bestand.
Diese Landverbindung zwischen Rügen und Usedom wurde erst in der Allerheiligenflut 1304 - vielleicht sogar erst in der Flut 1320 - weggespült, also lange nach der Svolder-Schlacht

.Die Oder, die heute u.a. in den Greifswalder Bodden entwässert und dann zwischen Rügen und Usedom hindurch in die Ostsee, floss damals durch den heutigen Greifswalder Bodden und weiter durch den Strelasund und das Gebiet des heutigen Kubitzer Bodden und dann zwischen der Südspitze von Hiddensee auf der einen und dem Bock auf der anderen Seite in die Ostsee. (Dieser alte Verlauf des Flusses ist übrigens anlässlich des Oder-Hochwassers 1999 wieder deutlich zum Vorschein gekommen).

Es wird auch eigentlich von niemandem bestritten, dass dies auch die Route war, die Schiffe nahmen, wenn sie zwischen der Ostsee westlich von Rügen und dem Oderhaff verkehren wollten. Eine weitere Verbindung zwischen der Stadt Wolin und der Ostsee durch die Dievenow (polnisch Dziwna) braucht uns in diesem Zusammenhang wohl nicht zu interessieren.

Während wir heute den Peenestrom als (einen) Abfluss der Oder sehen und damit die Odermündung in die Region Peenemünde/ Freest, also in der Spandowerhagener Wiek sehen, mündete die Oder früher im Bereich des Seegebiets zwischen Hiddensee, Bock und Ummanz. (Sie können über diesen Link eine Karte bei "Google-Maps" öffnen, auf der das gesamte in Frage kommende Gebiet gut überschaubar ist)

Diese Durchfahrt ist recht schmal; alte Karten der Insel Hiddensee zeigen zwar, dass der Südzipfel der Insel früher etwas weiter nach Osten gebogen war, aber im wesentlichen hat sich dort nicht viel verändert.

Die Quellen schildern, dass die alliierte Flotte bei Svolder auf die Norweger gewartet hat. Die Norweger seien überfallen worden, als sie aus dem Fluss kamen. Da die Odermündung aber damals bei Hiddensee lag, kann eigentlich nur dieses Seegebiet für die Schlacht in Frage kommen.

Es gibt abweichende Meinungen. Vor allem der Historiker Lutz Mohr möchte die Schlacht in den Greifswalder Bodden verlegen, obwohl ihm die geografischen Veränderungen kaum verborgen geblieben sein dürften.

Sehen wir uns diese beiden Seegebiete (den Greifswalder Bodden und die Hiddensee-Bock-Region) einmal unter militärtaktischen Gesichtspunkten an:

Nach Mohr sollen die Schiffe aus der Spandowerhagener Wiek in den Greifswalder Bodden gefahren sein - zweifellos mit Kurs West, also zum Strelasund. Die alliierte Flotte soll sich hinter der Insel Vilm versteckt haben - fast 20 Kilometer entfernt und völlig abseits vom Kurs der Norweger!

Da müssen die Dänen aber ziemlich gerudert sein, um die Flotte Olavs zu erreichen! Und der wäre sicherlich nicht untätig geblieben, sondern wäre Richtung Strelasund weitergefahren. Ein Blick auf die Karte genügt, um festzustellen, dass die dänisch-schwedisch-norwegische Übermacht die Flotte Olafs nicht hätte einholen können. Und wie stellt sich Mohr einen Kampf von Leuten vor, die gerade 20 Kilometer in Olympiazeit rudern mussten. Das sind mehrere Stunden!

Ausserdem beschreiben die Sagas, dass die Alliierten den Norweger nicht nur im Schatten einer Insel auflauerten, sondern dass sie ihn erwarteten und seine sich nähernde Flotte von der Insel aus beobachteten. Das klingt nun wirklich nicht danach, dass man aus der Ferne zugesehen hat, wie die feindliche Flotte weit entfernt durch den Bodden gefahren ist, sondern "erwarten" bedeutet: Da kommt jemand auf mich zu.

Militärtaktisch sehr günstig aber hätten die Alliierten in der Hiddensee-Bock-Region warten können. Hier kam die Flotte Tryggvasons aus dem Fluss heraus. Hier gibt es mehrere Inseln auf und hinter denen man sich verstecken bzw. warten konnte. Und vor allem: Hier war (und ist!) ein Ausweichen fast unmöglich: Wer zwischen Hiddensee und Bock in die offene Ostsee will, der hat nicht viel Platz. Man fährt fast direkt unter dem Ufer des Gellen, der Südspitze Hiddensees, entlang.

Allerdings gibt es auch eine zweite Ausfahrt aus diesem Gebiet und zwar zwischen Rügen und Hiddensee. Diese Route wird durch den Hinweis bekräftigt, dass die norwegischen Schiffe "zwischen den Schären" gefahren seien.

Die Strömungs- und Untiefen-Verhältnisse haben sich in den letzten 1000 Jahren in dieser Gegend erheblich geändert, was eine Suche nach Resten von der Schlacht vielleicht erschwert: Es wäre nicht auszuschliessen, dass jegliche Artefakte durch den Sand, der bis heute dort in grossen Mengen abgelagert wird, überdeckt worden sind.

Wir werden an dieser Stelle zu gegebener Zeit noch weitere Details veröffentlichen, die eine gezielte Felduntersuchung vorbereiten könnten. Denn die Überreste der Schlacht bei Svolder zu finden, wäre sicherlich eine erstrebenswerte achäologische Aufgabe!


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