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Svolder.de

Kurzfassung der Seeschlacht von Svolder (Svoldr, Svold, Svolderoie):

Die Seeschlacht von Svolder fand vermutlich am 9.9.1000 (nach unserer heutigen Zeitrechnung) statt. Der Ort ist unbekannt, alle Ortsangaben sind völlig spekulativ. Die historischen Quellen lassen eine Ortsbestimmung irgendwo in der Ostsee zwischen dem Öresund (der Meerenge zwischen Dänemark und Schweden) und dem Oderhaff im Bereich der heutigen deutsch-polnischen Grenze zu.

Teilnehmer an dieser Seeschlacht, die als eine der bedeutendsten Seeschlachten der Wikingerzeit angesehen wird, waren die Flotte des norwegischen Königs Olaf (Olav) Tryggvason auf der einen Seite und die der alliierten Streitkräfte unter dem Dänenkönig Sven Gabelbart (Svend Tveskæg), dem schwedischen König Olof Skötkonung und dem norwegischen (abtrünnigen) Jarl Erik Håkonsson auf der anderen Seite.

Hintergrund der Auseinandersetzung war der Kampf um die Vorherrschaft in der Ostsee, die Dänemark für sich beanspruchte und durch den Norwegerkönig bedroht sah. Daneben war es auch eine Schlacht zwischen den christlich orientierten Kraften unter Tryggvason und den nicht-christlichen/ polytheistischen/ heidnischen Alliierten. Auch persönliche Motive der vielfältig miteinander verbundenen Heerführer spielten vielleicht eine Rolle.

Der Verlauf der Schlacht wurde später vielfach besungen; nach Auffassung der meisten Historiker spielte er sich etwa folgendermassen ab:

Die norwegische Streitmacht war auf dem Rückweg von Polen (es sollte eine - christlich orientierte - Achse Norwegen-Polen geschmiedet werden). Auf dieser Rückfahrt wurde sie von der zahlenmässig weit überlegenen alliierten Streitmacht aus dem Hinterhalt angegriffen und schliesslich besiegt. Mehrere (aber beileibe nicht alle!) Historiker gehen davon aus, dass der norwegische König im Verlaufe dieser Schlacht umkam.

Norwegen spielte nach dieser Niederlage im südlichen Ostseeraum keine Rolle mehr.


Kritische Aufarbeitung:

Die Seeschlacht von Svolder ist eines der bedeutendsten Rätsel aus der Zeit der Wikinger. Die Lösung dieses Rätsels würde uns Zugang verschaffen zu einer ganzen Reihe von offenen Fragen aus der Zeit der Wikinger. Die genaue Auffindung des geheimnisvollen Ortes birgt die Chance, die Reste von bei der Schlacht zerstörten Wikinger-Kriegsschiffen und Waffen zu finden.

Es gibt einige Funde von Wikingerschiffen, die auch im Wikingermuseum in Oslo der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Die bekanntesten Wikingerschiffe - das Gokstad-Schiff und das Oseberg-Schiff - sind Grabschiffe gewesen, die kaum Erkenntnisse über die Ausrüstung von real benutzten Wikingerschiffen geben. Die 5 Skuldelev-Schiffe waren zwar reale Gebrauchsschiffe, wurden aber gezielt versenkt, um eine Hafeneinfahrt vor feindlichen Angriffen zu schützen. Auch sie sind deshalb wenig tauglich, uns Einblicke in tatsächlich benutzte Wikingerschiffe zu geben.

Die Auffindung des Austragungsortes dieser bedeutendsten Wikinger-Seeschlacht in der Ostsee und damit verbunden die Auffindung von Überresten der Waffen und evtl sogar der Schiffe wäre eine archäologische Sensation und würde die Wissenschaft vermutlich sprunghaft ein ganzes Stück vorwärts bringen.

Vielleicht bringt diese Arbeit theoretische Erkenntnisse, die Grundlagen schaffen für eine geziele archäologische Suche.

Die Schlacht von Svolder (wir benutzen hier ausschliesslich den Begriff "Svolder", der immer auch die anderen Begriffe - also Svoldr, Svolderoie, Svold u.a. - mit einschliesst) fand im Jahre 999 oder 1000 - wahrscheinlich am 9.September 1000 - in der südlichen Ostsee statt. Der genaue Ort ist unbekannt; die Quellenlage (s.u.) lässt Spekulationen zu, die vom Öresund (der Meerenge zwischen Dänemark und Schweden) bis in die Gegend der heutigen (!) Peenemündung und sogar des Oderhaffs reichen. Alle Autoren, die behaupten, die Schlacht habe "mit grosser Wahrscheinlichkeit" da und da stattgefunden, haben offenbar ihre Hausaufgaben nicht gemacht: Der Ort der Seeschlacht ist bis heute völlig spekulativ! Es gibt bisher nur mehr oder minder gut begründete Hypothesen. Auch die Quellen - Sagas und Skaldenverse und der Bericht von Adam von Bremen - sind widersprüchlich; wir gehen weiter unten darauf ein.

Immerhin kann als gesichert angesehen werden, dass an dieser Seeschlacht der norwegische König Olav (Olaf) Tryggvason und evtl. einige Verbündete auf der einen Seite und eine alliierte Streitmacht unter dem dänischen König Sven Gabelbart (Svend Tveskæg), dem schwedischen König Olof Skötkonung und dem norwegischen (abtrünnigen) Jarl Erik Håkonsson auf der anderen Seite teilgenommen haben (der Titel eines Jarl entspricht etwa dem eines Herzogs).

Einiges zu den Hauptfiguren und ihren Beziehungen zueinander finden Sie hier

Wir werden später noch zurückkommen auf die Rolle von anderen norwegischen Adeligen bzw. Grundbesitzern, den Jomswikingern, dem Polenkönig Boleslaw Chrobry (der „Burisleif“ der nordischen Sagas) und evtl. beteiligten slawischen Schiffen. Auch andere Einzelheiten der Schlacht werden weiter unten erörtert. Zunächst wollen wir uns aber den historischen Quellen zuwenden.

Zu den Quellen:

Die Seeschlacht von Svolder begegnet uns in folgenden Quellen:

  • Der isländische Skalde Skuli Thorsteinsson - er soll etwa von 970 bis etwa 1040 gelebt haben - hat angeblich auf der Seite der Alliierten selbst an der Schlacht von Svolder teilgenommen. Sein Bericht wäre mit Sicherheit tendenziös - Regierungssprecher haben auch heute noch eine kurze Halbwertzeit, wenn sie das Falsche sagen. Allerdings hat Skuli seinen Bericht erst in hohem alter abgefasst.
  • Auch im "Eiriksflokk“ des Isländers Halldor Okristni - eine der beiden zeitgenössischen Quellen, die wohl schon kurz nach den Ereignissen aufgeschrieben wurde - wird auf die Seeschlacht eingegangen.
  • Adam von Bremens Bericht wurde etwa 70 Jahre nach den Ereignissen geschrieben. Seine Quelle - der zu Adams Zeit herrschende Dänenkönig - ist mit Sicherheit tendenziös.
  • Die „Historia de Antiquitate Regun Norvagiensium“ des norwegischen Geistlichen Theodricus Monachus wurde wohl etwa 1178 geschrieben, also unmittelbar vor der
  • "Historia Norvegiae", die um 1180 geschrieben wurde.
  • Ágrip af Nóregskonungasögum (ca. 1190)
  • Auch das isländische genealogische Gedicht „Noregs konungatal“ eines unbekannten Verfassers vom Ende des 12. Jahrhunderts überliefert diese Schlacht. Dieses Gedicht verarbeitet das (heute verschollene) Werk von Sæmundr Sigfússon (Sæmundr fróði), auf das auch Snorri Sturluson in der Heimskringla zurückgreift.
  • Die „Olafssaga Tryggvasonar“ wurde wohl um 1200 durch den Isländer Oddr (Odd) Snorrason geschieben. Leider war Oddr kein Historiker, sondern Hagiograph, der die Taten des Christenkönigs Olav Tryggvason gnadenlos zurechtgebogen und verherrlicht hat.
  • Die Fagrskinna (Fagurskinnasaga, "Das schöne Pergament") wurde vermutlich um 1225/35 verfasst. Es gibt Sekundärliteratur, in der Oddr Snorrason als ihr Verfasser genannt wird, aber unserer Information nach ist der Verfasser unbekannt.
  • Der Geistliche Hall Gissursson soll zu Beginn der 1220er Jahre die „Eyrbyggiasaga“ geschrieben haben, in der auf die Vorgeschichte der Seeschlacht eingegangen wird.
  • Die KnytlingaSaga ist ein isländisches Geschichtswerk aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts
  • Etwa um die gleiche Zeit wurde die "Heimskringla" von Snorri Sturluson verfasst. Er gilt vielen als Ausnahmewissenschaftler und erster Historiker Skandinaviens, andere werfen ihm vor, dass er eigene Gedanken gar nicht einbringe, sondern ältere Autoren nur zusammenfasse (Kompilation)
  • Auch die Jomsvikingasaga ist als historische Quelle mit Vorsicht zu geniessen.
  • Der bekannte dänische Historiker Saxo Grammaticus wiederholt in seiner Gesta Danorum Anfang des 13. Jahhunderts nur die (zweifelhaften) Erkenntnisse von Adam von Bremen.
  • "Óláfs saga Tryggvasonar en mesta" (ca. 1300, oft nur als "Mesta" bezeichnet) ist eine umfangreiche Kompilation einiger der vorgenannten Werke und gilt trotz ihres Umfangs als wenig zuverlässig.

Der Verfasser geht davon aus, dass diese Aufzählung nicht vollständig sein muss. Alle diese Quellen liegen in deutschen Übersetzungen vor. Hilfreich ist u.a. das Werk "Thule. Isländische Sagas in vier Bänden"; wer es wirklich genau wissen will, sollte sich das Standardwerk besorgen, die Sammlung Thule. Altnordische Dichtung und Prosa in 24 Bänden, 1912 - 1930 und da vor allem den Band 19.
Allerdings sagt man dieser Sammlung erhebliche Übersetzungsmängel nach, was der Verfasser mangels eigener Kenntnisse des Alt-Nordischen nicht überprüfen kann.
Bei der Sichtung der Qu
ellen müssen wir leider auf diese vorliegenden Übersetzungen und Sekundärliteratur zurückgreifen, obwohl wir uns der Gefahr von Übersetzungs-, Übertragungs- und Abschreibfehlern durchaus bewusst sind.
Sollten Sie also meinen, derartige Fehler entdeckt zu haben, freuen wir uns über einen Hinweis.

Wie glaubwürdig sind diese Quellen?

Sagas und die Skaldendichtung gelten bei vielen Wissenschaftlern als zuverlässige Quellen. Auch Adam von Bremen wird gerne wegen seiner Zuverlässigkeit gerühmt. Für den Greifswalder Religionsgeschichtler und Nordisten Walter Baetke (1884 - 1978) sind die Sagas und Skaldendichtungen "Quellen ersten Ranges für die frühnordische Geschichte“.

Baetke ist zweifelsfrei ein bedeutender Wissenschafter, an dem man bei der Recherche über Svolder und viele andere Fragen der nordischen (Religions-) Geschichte kaum vorbeikommt. Aber bei allem Respekt: Der Verfasser hat da seine Zweifel, was die Zuverlässigkeit der Sagas als historische Quelle angeht:

Die "Saga von der Zuverlässigkeit" dieser Quellen wird ganz offenbar nur von einem zeitgenössischen Forscher beim anderen abgeschrieben. Ist ein Autor (egal, ob Skalde oder Saga-Verfasser) erstmal als "im allgemeinen zuverlässig" eingestuft, werden seine Erkenntnisse i.d.R. ziemlich kritiklos geglaubt. Das ist heute eigentlich nicht anders.

Die o.a. Quellen widersprechen sich aber teilweise erheblich; sie können also nicht alle zuverlässig sein.

Sehr deutlich wird das bei der Frage, welchen Stellenwert die militärischen Beiträge der verschiedenen Alliierten gehabt haben. Während z.B. Oddr (Odd) Snorrason und andere erst das Eingreifen des norwegischen Kontingents (wir erinnern uns, dass der abtrünnige norwegische Jarl Eirik Hákonarson auf dänisch-schwedischer Seite kämpfte) als schlachtentscheidend darstellt, wird die Schlacht bei Adam of Bremen und dem dänischen Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus zu einem Sieg der Dänen über die Norweger, an dem insbesondere Erik Hákonarsons Flotte keinen nennenswerten Anteil hatte.

Der Grund für diese unterschiedliche Betrachtungsweise ist schnell gefunden: Adam von Bremens Informant und Gastgeber war der Enkel vom damaligen Dänenkönig Sven Gabelbart. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing . . . .

Ausserdem ging es den damaligen Schriftstellern und den Skalden wohl eher darum, eine schöne Geschichte zu erzählen, als um die historische Wahrheit.

Nicht eine einzige Quelle gibt uns einen wirklich stimmigen und schlüssigen Bericht über die damaligen Ereignisse. Es müssen deshalb unbedingt weitere Quellen - insbes. archäologische Funde, aber auch allgemeine verkehrs- und militärgeografische Überlegungen - in die Wahrheitsfindung einbezogen werden.

Oddr (Odd) Snorrason z.B. war kein Historiker, sondern ein Hagiograph, also ein Autor, der das Leben des (christlichen) Olav Tryggvason gezielt verherrlicht hat. Seine Olafsaga Tryggvasonar liest sich streckenweise wie eine Geschichte über die Wiedergeburt Jesu. Die Geschichte ist voll von flotten Sprüchen, die die Überlegenheit des Christentum illustrieren sollen - man könnte meinen, Oddr habe an der Schlacht teilgenommen. Hat er aber nicht; er hat die Story erst fast 200 Jahre nach den Ereignissen formuliert.

Auch den ebenfalls als zuverlässig gerühmten Adam von Bremen - von ihm stammt die Behauptung, die Seeschlacht habe im Süden vom oder südlich des Öresund stattgefunden - haben wir bei anderen Gelegenheiten als nicht immer glaubwürdig kennenlernen müssen. Das Hauptproblem bei Adam von Bremen ist allerdings sein Informant, der damalige Dänenkönig Sven Estridsson (Svend Estridsen, norwegisch Sven Ulfsson), der ab 1047 König von Dänemark.war. Als Enkel von Sven Gabelbart dürfte sein Bericht stark tendenziös gewesen sein.

Die zeitliche Einordnung der Sagas und ein Textvergleich macht deutlich, dass

  • der subjektive ideologische und politische Standpunkt der Autoren eine grosse Rolle spielt und das
  • viele Autoren schlicht voneinander abgeschrieben haben.

Diese beiden Punkte sollten uns nicht überraschen; wir können sie bis heute in der Geschichtsschreibung durchgängig beobachten.

Einige seiner Erkenntnisse zu diesem gesamten Themenkomplex hat der Verfasser schon veröffentlicht unter folgendem Link und den wiederum damit verbundenen Seiten:
www.reiseland-mecklenburg-vorpommern.de/hiddenseeschmuck.htm:

Wir werden versuchen, die genannten und alle vorliegenden Quellen einschliesslich der Erkenntnisse zeitgenössischer Forscher zu berücksichtigen. Der Verfasser hat durchaus eine eigene Meinung zur Seeschlacht von Svolder, die zu gegebener Zeit als Hypothese in diese Arbeit eingeführt wird. Zunächst aber gilt es, soviel halbwegs gesicherte Fakten wie möglich zusammenzutragen. Bei unserer kritischen Einstellung zu den Quellen eine schwierige, fast unlösbare Aufgabe . . .

Die schwierige Quellenlage erfordert es, auch andere Wege zur Erforschung des Problems zu gehen. Diesen Komplex erläutern wir in einem eigenen Abschnitt hier.

Ausblick:

Dieses Projekt wird fortwährend entwickelt.

Bbei den Recherchen zu diesem Beitrag haben wir übrigens feststellen müssen, dass im Internet zahlreiche widersprüchliche Angaben zu diesem und verwandten Themen herumgeistern; insbes. die sonst als zuverlässig gerühmte "Wikipedia" hat sich als nachweislich sehr unzuverlässig erwiesen. Wir haben jetzt gelernt, kritische Distanz dazu zu wahren . . .

Weitere interessante Projekte finden Sie z.B. unter entdecke-deutschland.de experimenteum.de
Das Impressum finden Sie unter bernd-gerlich.de

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